Gemeinsam legen wir eine biodiverse, klimafitte Streuobswiese im öffentlichen Raum an

Warum tun wir das?

Vieles deutet darauf hin, dass der Klimawandel in Graz spürbar angekommen ist. Wir vermuten schon seit einiger Zeit, dass Graz, das bislang in der USDA Plant Hardiness Map in der Zone 7a/b eingeordnet war, mittlerweile eher der Zone 8 zuzuordnen ist.

Screenshot www.plantmaps.com/interactive-austria-plant-hardiness-zone-map-celsius.php

Die USDA Plant Hardiness Map ist ein hilfreiches Werkzeug für Gärtner:innen, da sie Regionen anhand ihrer kältesten Temperaturen klassifiziert. Sie zeigt auf, in welchen Gebieten die Winter mild genug sind, um wärmeliebende, mediterrane oder subtropische Pflanzenarten erfolgreich anzubauen. Allerdings sind niedrige Temperaturen nicht der einzige limitierende Faktor bei der Auswahl wärmeliebender Pflanzenarten. Besonders wichtig ist auch die Spätfrostempfindlichkeit der jeweiligen Spezies. In Österreich empfiehlt es sich daher, vor allem sehr spät austreibende Arten zu wählen – insbesondere, wenn es um Mandeln, Feigen, Kakis sowie Pflaumen und deren Kreuzungen geht.

Sämlinge, die es nicht geben sollte

Unsere Vermutung, dass Graz inzwischen einer wärmeren Klimazone zuzuordnen ist, stützen wir vor allem auf die Entwicklung der Vegetation im urbanen Raum. Das Kultivieren von Feigen oder Maulbeerbäumen war im Stadtgebiet schon länger üblich. Neu hingegen ist, dass in den letzten fünf bis zehn Jahren vermehrt wilde Sämlinge aufgehen. Dies deutet darauf hin, dass die Winter in der Stadt mittlerweile so mild geworden sind, dass selbst frostempfindliche Sämlinge aus der Familie der Maulbeergewächse (Moraceae) überleben können. Zudem scheinen Spätfröste in den letzten Jahren so weit zurückgegangen zu sein, dass mediterrane Spezies nicht mehr ernsthaft gefährdet sind.

Maulbeersämling, Ursulinen Gymnasium, St. Leonhard

Feigen Sex

Ein weiterer interessanter Aspekt betrifft das Sexualverhalten der lokalen Feigen. Die meisten in den Grazer Gärten vorkommenden Feigen sind parthenokarp, das heißt, sie können ohne Bestäubung Früchte bilden. Die dabei entstehenden Samen sind allerdings nicht keimfähig. Diese Sortenwahlen machen sehr viel Sinn, da die Bestäubung durch die Feigen-Gallwespe (Blastophaga psenes) in unseren Breitengraden nicht stattfindet und es bei bestäubungsabhängigen Sorten auch zu keiner Fruchtbildung kommen würde – die Wespe kommt vor allem im Mittelmeerraum vor und überlebt kalte Winter kaum. Dass dennoch zunehmend Feigensämlinge in Graz auftauchen, könnte darauf hindeuten, dass es innerhalb der Stadt Mikroklimata gibt, die ihnen das Überleben ermöglichen. Eine weitere, wenn auch weniger wahrscheinliche, Erklärung wäre, dass sich die Feigen-Gallwespe an kältere Winter angepasst hat oder ein bislang unbekannter Bestäuber aktiv ist.

Feigensämling in der Körblergasse, Geidorf

Obstgehölze für die Zukunft

Wie auch immer – wir lernen: Das sich verändernde Klima bringt nicht nur Herausforderungen, sondern auch neue Möglichkeiten für bestimmte Pflanzenarten.

Um herauszufinden, welche Spezies von dieser Veränderung profitieren, und um den öffentlichen Raum essbarer zu gestalten, legen wir in Eggenberg die erste klimafitte Streuobstwiese in Graz an. Neben klassischen mediterranen Kulturpflanzen werden wir auch weniger bekannte Obstgehölze und Sträucher anpflanzen, die sich für unser Klima eignen könnten.

Die Pflanzaktionen finden partizipativ im Workshop-Format statt. Neben dem gemeinsamen Pflanzen der Bäume wird Wissen über die verschiedenen Arten sowie über das richtige Anlegen und Pflegen von Bäumen vermittelt.

Copyright Bilder: Andreas Motschiunig

Erster Termin: 04.04.2025 um 14:00 Uhr – bringt gerne euren eigenen Spaten mit!


Für alle, die sich für die genaue Zusammensetzung der Streuobstwiese interessieren – hier unsere vorläufige Gehölzliste (einzelne Sorten können sich noch ändern):

ArtnameKultivarSpezies
Paw PawKSU BensonAsimina triloba
Paw PawPrima 1216Asimina triloba
Paw PawKSU AtwoodAsimina triloba
KornelkirscheSzaferCornus mas
KornelkirscheNieżnyjCornus mas
KornelkirscheBolestraszyckiCornus mas
QuitteEsmeCydonia oblonga
QuitteIranCydonia oblonga
Kaki asiatischChinebuliDiospyros kaki
Kaki asiatischJiroDiospyros kaki
Kaki HybridSosnovskayaDiospyros kaki x virginiana
Kaki amerikanischProkDiospyros virginiana
GoumiSämlingElaeagnus multiflora
GoumiSämlingElaeagnus multiflora
PointillaFortunellaElaeagnus umbellata
PointillaAmorosoElaeagnus umbellata
FeigenViolette SeporFicus carica
FeigenDesert KingFicus carica
FeigenVerdino del NordFicus carica
HaskapBoreal BeastLonicera caerulea
HaskapAuroraLonicera caerulea
HaskapVostorgLonicera caerulea
HaskapGiant HeartLonicera caerulea
MispelKuhrpfalzMespilus germanica
MaulbeereYugoslaviaMorus alba
MaulbeereSangue e’ LatteMorus alba
MaulbeereEmanueleMorus alba x rubra
MaulbeereSämlingMorus nigra
RinglotteReneclaude d’ QuillinsPrunus domestica
RinglotteGroße Grüne ReneclodePrunus domestica
MandelLaurannePrunus dulcis
MandelMakakoPrunus dulcis
Schwarze MarilleWeinbergner Syn. HessePrunus x dasycarpa
Schwarze MarilleBarkny ChornyPrunus x dasycarpa
Nashi BirnePandoraPyrus pyrifolia
Nashi BirneReddy RobinPyrus pyrifolia
Duck PearTsu LiPyrus ussuriensis x bretschenderi
Duck PearEarly ShuPyrus ussuriensis x bretschenderi
ShipovaShipovaSorbopyrus araucaulis
JujubeXuan Cheng JuanZiziphus jujuba
JujubeHupingZiziphus jujuba

DANKE

Stadt Graz, Abt. Grünraum und Gewässer für die Möglichkeit, die Fläche zu nutzen.



Baumschule Botanik in Weißenburg, von Gerd Meyer, für die schönen und besonderen Maulbeerbäume



Die Firma Witasek für die teilgesponserten Staketenzäune